Die Zungenzyste

Geschrieben von Feldulme am 21 April 2001 12:53:26:
herrliche Geschichte von Feldulme

Seit gestern habe ich eine Verdickung in der Zunge, die sehr schmerzt, wenn ich mit Zähnen darauf rumdrücke. So was hatte ich noch nie und so mache ich mir auch Sorgen. Zahlreiche Leute meinten, das dies ein körperlicher Hinweis darauf wäre, dass ich nun eine Erkältung bekomme. Andere meinten, dass das mal kommt und nach der Nacht weg sei. Doch die Nacht die gemeint war ist vorbei und die Verdickung noch da. Ich fühle mich wie ein 16 jähriges Mädchen das gerade ein Zungenpiercing bekommen hat. Ich bilde mir schon immerzu ein, dass das Ding wächst und bald gar kein Platz in meinem Mund ist für Essen oder Zähne. Vielleicht wache ich eines Tages auf und meine Zähne sind mir rausgebrochen weil die Zunge gewachsen ist. Vielleicht ersticke ich aber auch an der eigenen Zunge. Es gibt schönere Todesursachen. Zum Ballspiel würde ich lieber bei lebendigen Leib auf einer neuen Autobahn eingeteert werden oder einem Massenmörder als Opfer dienen.
Wenn wirklich eine Erkältung im Anmarsch ist, was hat dann die Zunge damit zu tun? Hat es etwa was mit meinen nicht mehr existierenden Mandeln zu tun? Hat die Zunge nun die Funktion der Mandeln übernommen? Hät ich sie bloß damals nicht rausnehmen lassen. Eigentlich war gar nichts mit denen. Ich ging nur immer zum Arzt um mich wegen Halsschmerzen, die ich gar nicht hatte, krank zu schreiben und dann sagte der irgendwann das ich ins Krankenhaus müsste. Da blieb ich so eine Woche oder zwei. Ich lernte da halbwegs Kartenspielen und hatte eine nette Zeit. Neben mir starb kurz vor meiner Mandel-Op ein anderer Typ an den nächtlichen Blutungen nach der OP und so hatte ich überhaupt gar keine Angst mehr, weil es mir sehr unwahrscheinlich schien gleich darauf an der gleichen Scheiße zu sterben. In dem Krankenzimmer gab es auch einen Koch, der von einem Baum gefallen war und dann nichts mehr schmecken konnte und einen, der auf einem Auge nichts mehr sehen konnte. Weiß gar nicht mehr wie die hießen. Den Koch hatte es am schlimmsten getroffen. Erst einmal kam nur selten Besuch und wenn die Süßigkeiten mitbrachten konnte er sich nicht freuen, weil Süßigkeiten wie Wasser und alles andere Schmeckte. Also bekam ich sie. Übrigens hat Wasser doch einen Geschmack. Ich weiß nicht welchen aber hat er mir gesagt.
Nach der Mandel-Op, die ja eigentlich Tonsillenentnahme heißt, tat der Hals erst einmal weh und ich bekam von der Schwester eine Eishalskrause mit der es sich leben liess. Meine Mutter brachte auch immer Wassereis mit, den anderes Eis schleimte und das ging in meinem Hals nicht. Ich las viel und schaute oft Fernsehen. Wären Frauen auf dem gleichen Zimmer gewesen hätte ich auch...... Ach nee war ja noch klein, wobei, na ja egal.
Doch wenn die mir die Mandeln rausgenommen haben, können die das sicher auch mit der Zunge. Vielleicht ist die grad am entzünden und man kann sie morgen nicht mehr retten. Vielleicht verplempere ich hier wertvolle Zungenrettungszeit. Die tollste Theorie war am heutigen Tag, das ich wohl einen Bonbon gelutscht habe, der eine kleine Wunde in meine Zunge geschabt hat in dem sich Krankheit in die Zunge geschlichen hat. Ich hab zwar Bonbons gelutscht aber die lutsch ich immer und nie war meine Zunge von einer Zyste besprungen.
Oh da kommt mir in den Sinn, dass ich ja vor drei Tagen mit meiner Freundin beim Hautarzt war, der auch Geschlechtskrankheiten behandelt. Ich hoffe mal, dass ich nicht neben einem Menschen da im Warteraum gesessen habe, der so ansteckend ist, das er eigentlich in ein Plastezelt gehört. Vielleicht ist die Ärztin schlecht und hat noch nicht entdeckt was in ihm steckt. Vielleicht sind Sackratten/läuse in den vom Bonbon geschaffenen Spalt gesprungen und vermehren sich nun dort, bis meine Zähne rausbrechen.
Ich wird die Zunge weiter beobachten und zur Not: Wozu brauch ich die Zunge, wenn ich aufschreiben kann was ich sagen will.

© by feldulme


 

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